Ideen sind nichts wert
Ideen liegen in der Luft. Dieser, von mir recht oft gesagte Satz, soll zwei Aspekte verdeutlichen. Erstens ist die eigene Idee vermutlich weniger genial, als man denkt. Und zweitens haben andere diese Idee vermutlich bereits schon gehabt oder werden sie sehr bald auch haben.
Eine solche Behauptung von mir wird verständlicherweise reflexartig abgelehnt. Die eigene Idee ist natürlich völlig neuartig und niemand auf der Welt hat sie zuvor gedacht, sonst hätte man ja schon längst davon gehört, oder nicht?
Andere hatten die Idee schon vor dir
Dass dem nicht so ist, zeigt die Geschichte oft genug: John Boyd Dunlop z.B. erfand den luftgefüllten Gummireifen, für den er heute weltbekannt ist. Er hatte nicht von Robert William Thomson gehört, der diese Idee bereits 44 Jahre vor ihm hatte. Als er sich die Idee schützen lassen wollte, musste er erfahren, dass sie bereits patentiert war. Auch das Telefon wurde mehre Male unabhängig voneinander erfunden. Nur weil man noch nichts von einer solchen Idee gehört hat, bedeutet es im Umkehrschluss nicht, die Idee sei neu.
Die rosarote Brille für eigene Idee
Leider ist die eigene Einschätzung meist trügerisch. Ich arbeite viel mit kreativen Menschen in Gruppen zusammen, in denen Ideen entwickelt werden müssen. In solchen Gruppen entstehen mehrere Ideen und irgendwann muss man sich entscheiden. Hier kann man sehr gut beobachten, dass die eigene Idee immer klar den Vorzug bekommt. Ich nenne es „in die eigene Idee verliebt sein“. Es ist wie mit Eltern und ihren Kindern. Die eigenen Kinder werden einfach nicht objektiv bewertet. Was bei den eigenen Kindern evolutionsbedingt ein wichtiger Schutz der Nachkommenschaft ist, ist bei den eigenen Ideen zum Teil hinderlich.
Bei Geschäftsideen ist es besonders wichtig, möglichst frühzeitig eine realistische Einschätzung der eigenen Idee zu haben. Wer zu lange an einer vermeintlich tollen Idee arbeitet oder sogar Kapital in eine Idee investiert, die sich dann später als zu optimistisch bewertet herausstellt, der wird bald keine Zeit und kein Geld mehr haben, um in die guten Geschäftsideen zu investieren.
Ist man sich erst einmal bewusst, dass man bei eigenen Ideen einem Verzerrungseffekt unterliegt und daher der eigenen Einschätzung nicht trauen darf, ist man auf einem guten Weg Ideen besser zu bewerten.
Ich kann mit niemand über meine Idee reden
Da man selbst keinen klaren Blick auf die eigene Idee hat, muss man andere bitten die Idee zu bewerten. – Und genau da scheiden sich die Geister. Während es im amerikanischen Raum eher heißt „Du musst dich mit vielen Leuten austauschen“, heißt es hierzulande eher: „Ich kann meine Idee doch nicht anderen verraten!“
Die Angst davor, dass die eigene Idee gestohlen wird, ist meist größer, als die Angst davor, dass die Idee nicht reif genug ist. Vor allem durch den Mythos des „Pivot“ der Start-up Szene scheinen allerorts jegliche Bedenken über möglicherweise unausgegorene Ideen wie weggeblasen. Das teure Ausprobieren ersetzt Marktanalysen und eine Konzeption.
Wenn Sie Ihre Idee also für neu halten, dann könnte es auch einfach daran liegen, dass Sie nicht von so einer Idee hören würden, auch wenn andere die Idee vorher hatten.
Ideen haben keinen Wert!
Eine tolle neue Idee ist also vielleicht gar nicht neu - und wohlmöglich nicht einmal so toll, wie man sie selbst findet? Aber sie ist doch etwas wert? Immerhin gibt es auch immaterielle Werte, oder? Leider nein.
Das Bewertungsparadoxon
Ideen lassen sich schlecht handeln oder bewerten. Ein Beispiel: Mal angenommen Sie haben eine tolle Geschäftsidee. Sie sind von ihrer eigenen Idee begeistert und sie denken, diese Idee ist viel Geld wert. Nun wollen Sie diese Idee verkaufen. Ihr potentieller Käufer möchte die Idee vorher sehen bzw. hören, um zu beurteilen, ob sie ihren Preis wert ist. Aber sobald sie Ihre Idee zeigen oder erzählen, hat ihr Käufer die Idee bereits bekommen. Nun kann er jeglichen Preis ablehnen. Eine Idee lässt sich nur schlecht verkaufen.
Schutzrechte
Man könnte meinen, der Verkauf von immateriellen Gütern ist generell etwas anders als der Verkauf von realen Waren. Vielleicht sind Ideen ja immaterielle Güter? Nun das ist nicht prinzipiell falsch. Ideen können zu Patenten werden und Patente genießen Schutzrechte. Auf die Art können Patente beurteilt und gehandelt werden, ohne dem Bewertungsparadoxon zu unterliegen. Der wesentliche Punkt ist: der Staat garantiert hier einen Schutz. Haben sie z.B. eine Idee für eine Maschine, die Nüsse knackt, so können Sie sich das als Patent schützen lassen. Wenn sie eine Idee für ein Spielprinzip für ein Brettspiel haben, so lässt sich dies nicht patentieren.
Eine Idee an sich hat keinen Wert. Erst durch den staatlich zugesicherten Schutz kann ein Wert daraus erwachsen. – Aber auch Patente können wertlos sein.
Strategischer Vorteil durch Wissen
Auch wenn man Ideen schlecht handeln kann und sie meist keinen Schutz genießen, so können Ideen doch Kosten sparen oder Mehreinnahmen ermöglichen. Damit müssten Ideen einen Unterschied machen und einen Wert besitzen, oder nicht? Auch das stimmt nicht.
Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein junger Mann ist Nachbar einer Fabrikbesitzerin. Dieser junge Mann hat eines Tages eine einfache Idee zur Kostensenkung in der Produktion der Fabrik seiner Nachbarin und erzählte ihr seine Idee. Sie setzt die Idee um und bald darauf macht sie eine Million mehr Gewinn. Diese Idee scheint klar einen Wert zu haben - und zwar eine Million. Immerhin kann sie dieses Geld ja auch ausgeben. Und nun stellen Sie sich vor, dieser junge Mann hätte die Idee für sich behalten. Hätte er dann auch eine Million ausgeben können? Natürlich nicht. Die Million war nicht der Wert der Idee, sondern das ungenutzte Potential in der Produktion.
Durch Anwendung, Ideen einen Wert geben
Wie aus dem Beispiel zuvor erkennbar wird, entsteht der Wert, den man gemeinhin der Idee zuschreibt, durch ihre Umsetzung. Die Idee selbst hat keinen Wert. Ihre Umsetzung kann jedoch einen Wert erzeugen. Diese scheinbar spitzfindige Unterscheidung zwischen der Idee und ihrer Umsetzung ist sehr wichtig. Eine Idee kann man nicht auf das Konto einzahlen, sie bringt keine Zinsen und verdient kein Geld. Erst durch die Umsetzung einer profitablen Geschäftsidee entsteht ein Geschäft, dass Geld verdient.
Wenn in einer Branche zwei Menschen dieselbe Idee haben. Der eine setzt seine Idee um und der andere belässt es bei der Idee. Dann wird der letztere nicht 50% des Marktanteils haben, sondern 0%.
Eine Idee an sich ist nichts wert. Erst durch ihre Umsetzung bekommt sie einen Wert.
Der Wert großer oder disruptiver Ideen
In den Medien wird öfters von „großen“ oder „disruptiven“ Ideen gesprochen. Damit gemeint sind Ideen, die Menschen zu Millionären oder sogar Milliardären gemacht haben. Es sind die Vorbilder, zu denen wir aufschauen und deren Ideen wir bewundern. Doch das sollten wir nicht. Die Ideen waren nicht die große Leistung. Es war die Umsetzung.
Erst durch die Marktteilnahme, die daraus resultierende Marktverschiebung und den Siegeszug der neuen und besseren Lösung, ändern sich Märkte. Das macht die zugrundeliegende Idee zu einer „disruptiven“ Idee. Aber ohne ihre Umsetzung – kann keine Idee disruptiv sein, da sie allein durch Ihre Existenz nichts ändert. Disruption ist das Resultat der Umsetzung, nicht eine Eigenschaft der Idee.
Umgang mit Ideen
Wer eine Idee (insbesondere eine Geschäftsidee) hat, sollte sich mit anderen austauschen. Erst durch den Austausch können Probleme oder Schwächen der Idee aufgedeckt werden. Es ist wichtig früh ein realistisches und unverfärbtes Bild auf die eigene Idee zu erhalten.
Manchmal kann es sinnvoll sein eine Idee erstmal umzusetzen, bevor man sie publik macht. Doch man muss sich bewusst sein, dass man damit ebenfalls ein Risiko eingeht.
Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, die Idee allein hätte einen Wert. Ohne eine Anwendung oder Umsetzung ist und bleibt eine Idee ohne Wert. Also ran ans Machen!
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Mein Name ist Alexander Szabó und ich bin Autor dieses Blog. Ich bin passionierter Systemarchitekt, Entwickler, Erfinder und Weltverbesserer.
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