Enterprise 2.0

veröffentlicht am 17.01.2011 | 0 Kommentare

Seit wenigen Jahren kursiert das Schlagwort „Enterprise 2.0“ in den Managementkreisen zahlreicher kleiner und großer Unternehmen. Meist jedoch befinden sie sich bezüglich des Schlagwortes noch in einem Selbstfindungsprozess.

Flop 1: Unternehmen die Soziale Netze nutzen

Anfangs kursierte noch die Vorstellung „Enterprise 2.0“ bedeutet die sehr erfolgreichen sozialen Netze als Werbekanal aktiv zu nutzen. Dass diese Strategie nicht aufgehen würde, war eigentlich jedem klar – nur den Unternehmen nicht.

Flop 2: Kommunikation im Unternehmen per Blog

Etwas später kam dann die Idee auf, man könnte mit internen Blogs das Wissen der Mitarbeiter externalisieren und so jedem anderen Mitarbeiter zur Verfügung stellen. In den Augen der Unternehmen ein großer Mehrwert. In den Augen der Angestellten ist dies eher ein Mienenfeld:

  • Was passiert, wenn ich den Vorgesetzten im Blog sichtbar vor allen Mitarbeitern verbessere oder gar seine Meinung kritisiere?
  • Was passiert, wenn ich viel blogge? Vernachlässige ich meine damit meine Arbeit? Gelte ich dann als faul?
  • Wer hat die Rechte an den Artikeln die ich schreibe?
  • Was ist mit den individuellen leistungsabhängigen Gehaltsanteilen? Sollte ich meine Vorteile aus der Hand geben und mein Wissen mit allen teilen?
  • Meine Firma ist abhängig von meinem Wissen. Wenn ich das blogge, bin ich dann leichter kündbar? Schneide ich mir ins eigene Fleisch?

Dies kann nur in Unternehmen funktionieren, die Menschen für ihre Kreativität schätzen und behalten. Wenn lediglich die Arbeitszeit oder das Wissen als wertvoll angesehen werden, kann dies nur zur Selbstentwertung der Mitarbeiter führen und wird boykottiert werden.

Flop 3: Expertensuche im Unternehmen

Nachdem der interne massenhafte Wissensaustausch meist nicht so gut klappt, versuchen einige wenige (vor allem größere Konzerne) eine Art internes Adressbuch aufzustellen, bei dem jeder Mitarbeiter ein Profil besitzt, das mit Verweisen auf Qualifikationen, Projekte und Erfahrungen angereichert wird. Dies soll helfen den geeigneten Experten für das eigene Problem innerhalb des Unternehmens zu finden.

Dass so etwas nötig ist, ist eigentlich schon bedauerlich genug. Es bedeutet, dass bisher keine gut funktionierenden Kommunikationswege existieren. Zugegebenermaßen ist es in besonders großen Konzernen unmöglich alle „Kollegen“ weltweit zu kennen. Es hilft jedoch nicht wirklich weiter, solange Standorte, Abteilungen oder Kollegen in gewisser Konkurrenz stehen. Spätestens, wenn der gefundene Experte für die gewünschte Aufgabe nicht zur Verfügung steht, weil er letztlich seiner eigenen Abteilung Leistung schuldet oder die interne Abrechnung bürokratisch abläuft, ist es vorbei mit der gegenseitigen Unterstützung.

Flop 4: Ausrichtung des Unternehmens am Menschen

Ganz neu ist die Vorstellung den Menschen in den Mittelpunkt des Unternehmens zu stellen. Die dabei geforderte Umstrukturierung des Unternehmens erinnert sehr stark an die SOA-Welle. Auch da wurde eine Ausrichtung am Prozess gefordert, was bisher flächendeckend eher ausblieb.

So gut gemeint dieser Ansatz auch sein mag, so wenig praktikabel ist er. Der Umbau ist teuer, die Notwendigkeit wird nicht gesehen und das Ganze würde bei den größeren Unternehmen länger dauern, als der Trend wohlmöglich anhält. (Ich vermute, dass auch dieser Trend überwiegend ausgesessen wird.)

Ist Enterprise 2.0 möglich?

Angesichts der bisher gescheiterten Versuche stellt sich die Frage, ob das Schlagwort „Enterprise 2.0“ nicht doch nur eine Blase ist. – Ich denke nicht.

Unternehmen, die vorwiegend mit Daten, Informationen und Wissen arbeiten (z.B. die IT) sind prädestiniert für eine Wandlung hin zum „Enterprise 2.0“. Denn hier hat man (hoffentlich) erkannt, dass Wissen nicht statisch ist, sondern sich in einem ständigen Wettlauf der Innovationen befindet. Der Erfolg von Unternehmen wie Google oder Facebook hat gezeigt, dass in den letzten 10 Jahren Informationen und deren Verknüpfungen ein wertvoller Rohstoff sind. Mit dem Ausspruch „Data is the new Oil“ wird bereits eine Prognose für das 21 Jahrhundert postuliert.

Solche Unternehmen können Wettbewerbsvorteile nicht sichern. Sie müssen sich diese kontinuierlich erarbeiten. Denn Stillstand bedeutet, dass man eingeholt oder gar überholt wird. Sie sind auf kreative Menschen angewiesen, die stetig neue Wege und Lösungen finden. Es hat sich zum Glück auch bereits rumgesprochen, dass Kreativität nur in Unternehmen funktioniert, in denen die Bedürfnisse des Menschen nach Freiheit und Entfaltung berücksichtigt werden.

Muss man hingegen als Angestellter effizient sein oder um seinen Arbeitsplatz bangen, ist es meist dahin mit den Ideen. Auch ein enges bürokratisches Korsett, wie es noch in einigen industriellen Konzernen üblich ist, schadet der Innovation.

Enterprise 2.0 wird also nur dort funktionieren, wo eine Ausrichtung am Menschen kein zusätzlicher Kostenfaktor ist, sondern ein essentieller Grundstein für das Funktionieren des Unternehmens.

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Über mich

Mein Name ist Alexander Szabó und ich bin Autor dieses Blog. Ich bin passionierter Systemarchitekt, Entwickler, Erfinder und Weltverbesserer.